Kann Medizinisches Cannabis Epilepsie-Anfälle wirksam lindern?

Kann Medizinisches Cannabis bei epileptischen Anfällen helfen?
Andrey Popov / istockphoto
Epilepsie-Patienten leiden unter unkontrollierbaren Anfällen, die ihr Leben stark einschränken. Herkömmliche Medikamente helfen nicht immer ausreichend und haben oft starke Nebenwirkungen.
Könnte Medizinisches Cannabis eine Linderung bringen? Studien zeigen gemischte Ergebnisse, die vorsichtig hoffen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Wie zuverlässig wirkt Cannabis gegen Epilepsie?
- Was sagen Studien zu Cannabis bei Epilepsie?
- CBD vs. THC: Welches Cannabinoid ist besser bei Epilepsie?
- Wie wirkt sich Cannabis auf die epileptische Häufigkeit der Anfälle aus?
- Welche Neben- und Wechselwirkungen bei Cannabis gegen Epilepsie?
- Welche rechtlichen Aspekte gibt es bei Cannabis gegen Epilespie?
- Offene Fragen
- Fazit
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Cannabis kann die Häufigkeit epileptischer Anfälle reduzieren
- CBD zeigt besonders vielversprechende Ergebnisse bei Epilepsie
- Studien belegen Wirksamkeit bei bestimmten Epilepsie-Formen
- Nebenwirkungen sind meist mild, Wechselwirkungen möglich
- Verschreibung durch Arzt seit April 2024 in Deutschland möglich
- Langzeitwirkung und optimale Dosierung noch unklar
1. Wie zuverlässig wirkt Cannabis gegen Epilepsie?
Die Wirksamkeit von Cannabis bei Epilepsie wird zunehmend durch wissenschaftliche Studien belegt. Besonders das nicht-psychoaktive Cannabinoid CBD zeigt vielversprechende Ergebnisse:
- Reduzierung der Anfallshäufigkeit um bis zu 37% bei therapieresistenten Patienten
- Verbesserung der Lebensqualität durch weniger und mildere Anfälle
- Neuroprotektive und entzündungshemmende Wirkung
Allerdings variiert die Wirkung individuell stark. Nicht alle Patienten sprechen gleich gut auf die Behandlung an.
Die Zuverlässigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Art der Epilepsie
- Schweregrad der Erkrankung
- Dosierung und Einnahmeform
- Kombination mit anderen Medikamenten
Experten betonen, dass Cannabis kein Wundermittel ist. Es kann jedoch eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Therapie sein, besonders bei therapieresistenten Formen.
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2. Was sagen Studien zu Cannabis gegen Epilepsie?
Zahlreiche klinische Studien untersuchen die Wirksamkeit von Cannabis bei Epilepsie. Die Ergebnisse sind überwiegend positiv, besonders für CBD:
Eine Studie mit 162 therapieresistenten Epilepsiepatienten zeigte:
- 37% Reduktion der Anfallsfrequenz unter CBD-Behandlung
- 62% der Patienten berichteten eine Verbesserung des Gesamtzustands
Bei schweren Epilepsieformen des Kindesalters (Dravet-Syndrom und Lennox-Gastaut-Syndrom) ergaben Studien mit Epidyolex® (CBD-Lösung):
- Bis zu 64% Reduktion der Sturzanfälle beim Lennox-Gastaut-Syndrom
- Signifikante Verringerung tonisch-klonischer Anfälle beim Dravet-Syndrom
Eine US-Studie mit 200 meist jungen Patienten zeigte:
- Reduktion der Anfallshäufigkeit um über ein Drittel durch Cannabidiol
Kritisch anzumerken ist:
- Viele Studien waren nicht verblindet oder hatten keine Kontrollgruppe
- Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wurden nicht immer berücksichtigt
- Langzeitwirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht
Trotz vielversprechender Ergebnisse betonen Experten die Notwendigkeit weiterer kontrollierter Studien, um die Wirksamkeit und Sicherheit von Cannabis bei Epilepsie umfassend zu bewerten.
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3. CBD vs. THC: Welches Cannabinoid ist besser bei Epilepsie?
Bei der Behandlung von Epilepsie mit Cannabis stehen vor allem zwei Cannabinoide im Fokus: CBD (Cannabidiol) und THC (Tetrahydrocannabinol). Beide zeigen antiepileptische Eigenschaften, unterscheiden sich jedoch in ihrer Wirkungsweise und ihren Effekten:
Eigenschaft | CBD | THC |
---|---|---|
Psychoaktivität | Nicht psychoaktiv | Psychoaktiv |
Wirkung auf Anfälle | Reduziert Häufigkeit und Schwere | Kann Anfälle reduzieren, aber auch auslösen |
Nebenwirkungen | Meist mild (z.B. Müdigkeit, Appetitveränderungen) | Stärker (z.B. Rauschzustände, kognitive Beeinträchtigungen) |
Rechtlicher Status | Verschreibungsfähig, auch als Reinsubstanz | Nur in speziellen Präparaten zugelassen |
Studienlage | Umfangreiche positive Ergebnisse | Weniger Studien, gemischte Resultate |
CBD gilt als vielversprechender in der Epilepsiebehandlung:
- Wirkt über verschiedene Mechanismen antiepileptisch
- Keine berauschende Wirkung, daher besser verträglich
- Positive Ergebnisse bei therapieresistenten Epilepsieformen
THC kann in bestimmten Fällen ergänzend eingesetzt werden:
- Verstärkt möglicherweise die Wirkung von CBD
- Kann zusätzlich angstlösend und schlaffördernd wirken
Experten empfehlen für die Epilepsiebehandlung primär CBD-reiche Präparate. Die optimale Zusammensetzung muss individuell ermittelt werden.
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4. Wie wirkt sich Cannabis auf die Häufigkeit der Anfälle aus?
Cannabis, insbesondere CBD, könnte mglw. die Häufigkeit und Schwere epileptischer Anfälle signifikant reduzieren:
- Studien zeigen Reduktionen der Anfallsfrequenz um 37-64%
- Bei einigen Patienten werden Anfälle komplett unterdrückt
- Wirkung tritt oft innerhalb weniger Wochen ein
Die Mechanismen dahinter sind vielfältig:
- Regulierung der neuronalen Erregbarkeit
- Hemmung übermäßiger elektrischer Aktivität im Gehirn
- Neuroprotektive und entzündungshemmende Effekte
Besonders effektiv scheint Cannabis bei bestimmten Epilepsieformen:
- Dravet-Syndrom
- Lennox-Gastaut-Syndrom
- Tuberöse Sklerose-Komplex
Ein bekanntes Beispiel ist Charlotte Figi:
- Litt am Dravet-Syndrom mit bis zu 300 Anfällen pro Woche
- Nach CBD-Behandlung Reduktion auf 2-3 Anfälle pro Monat
Wichtig zu beachten:
- Wirkung variiert individuell stark
- Nicht alle Patienten sprechen gleich gut an
- Regelmäßige Überwachung und Dosisanpassung nötig
Experten betonen: Cannabis ersetzt keine etablierten Therapien, kann aber eine wertvolle Ergänzung sein, besonders bei therapieresistenten Fällen.
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5. Welche Neben- und Wechselwirkungen gibt es bei Cannabis gegen Epilepsie?
Bei der Anwendung von Cannabis zur Epilepsiebehandlung können verschiedene Neben- und Wechselwirkungen auftreten. Es ist wichtig, diese zu kennen und zu überwachen:
Nebenwirkungen | Wechselwirkungen |
---|---|
Müdigkeit | Erhöhte Clobazam-Spiegel |
Appetitveränderungen | Verstärkte Wirkung von Valproat |
Durchfall | Beeinflussung von Cytochrom-P450-Enzymen |
Benommenheit | Mögliche Verstärkung sedierender Effekte |
Gewichtsveränderungen | Interaktion mit anderen Antiepileptika |
Häufigkeit und Schwere der Nebenwirkungen:
- Meist mild bis moderat
- Oft vorübergehend und dosisabhängig
- Bei 25% der Patienten: Benommenheit
- Bei 19%: verminderter Appetit und Durchfall
- Bei 13%: Müdigkeit
Besondere Beachtung verdienen die Wechselwirkungen:
- CBD hemmt diverse Cytochrom-P450-Enzyme
- Kann Blutspiegel anderer Medikamente beeinflussen
- Besonders relevant bei gleichzeitiger Einnahme von Clobazam
Vorsichtsmaßnahmen:
- Regelmäßige Blutuntersuchungen zur Überwachung der Medikamentenspiegel
- Langsame Dosissteigerung zu Therapiebeginn
- Engmaschige ärztliche Kontrolle, besonders in der Anfangsphase
Trotz möglicher Nebenwirkungen wird Cannabis von vielen Patienten als gut verträglich beschrieben. Die Vorteile überwiegen oft die Nachteile, besonders bei schweren Epilepsieformen.
Handle verantwortungsbewusst und informiere Dich tiefergehend über mögliche Nebenwirkungen von Medizinischem Cannabis in unserem Ratgeber.
6. Welche rechtlichen Aspekte gibt es bei Cannabis gegen Epilepsie?
Seit dem 1. April 2024 gelten in Deutschland neue Regelungen für Medizinisches Cannabis bei Epilepsie:
- Verschreibung durch Ärzte möglich, wenn andere Therapien erfolglos waren
- Krankenkassen zur Kostenübernahme verpflichtet bei ärztlicher Indikation
- Zulassung von Epidyolex® (CBD-Lösung) für bestimmte Epilepsieformen
Voraussetzungen für die Verschreibung:
- Diagnose einer therapieresistenten Epilepsie
- Ausschöpfung konventioneller Behandlungsmöglichkeiten
- Ärztliche Einschätzung, dass Cannabis eine sinnvolle Therapieoption darstellt
Zu beachten:
- Verschreibung nur durch spezialisierte Ärzte (Neurologen, Epileptologen)
- Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit und Verträglichkeit
- Dokumentationspflicht für Ärzte
Patienten sollten wissen:
- Führerscheinrechtliche Konsequenzen möglich
- Kein Eigenanbau erlaubt
- Reisen ins Ausland mit Cannabis-Medikamenten erfordern spezielle Genehmigungen
Die neuen Regelungen erleichtern den Zugang zu Cannabis-basierten Therapien für Epilepsiepatienten, erfordern aber weiterhin eine sorgfältige ärztliche Begleitung.
Welche Regeln gelten aktuell bzgl. Medizinischem Cannabis? Wir haben die aktuelle Gesetzeslage analysiert - in unserem Ratgeber.
7. Offene Fragen
Cannabis zeigt vielversprechende Ergebnisse bei therapieresistenten Epilepsieformen. Studien belegen eine Reduktion der Anfallshäufigkeit um bis zu 64% bei schweren Formen wie dem Lennox-Gastaut-Syndrom. Allerdings variiert die Wirksamkeit individuell stark. Experten sehen Cannabis als mögliche Ergänzung zur Standardtherapie, betonen aber die Notwendigkeit weiterer Forschung zur Optimierung der Behandlung.
Die Wirkung von Cannabis bei Epilepsie scheint bei Kindern und Erwachsenen ähnlich zu sein. Studien zeigen positive Effekte in beiden Altersgruppen, besonders bei schweren Formen wie dem Dravet-Syndrom. Bei Kindern wird jedoch besonders vorsichtig dosiert, um mögliche Entwicklungseinflüsse zu minimieren. Langzeitstudien zur Sicherheit bei Kindern stehen noch aus.
Patientenerfahrungen mit Cannabis bei Epilepsie sind gemischt, aber oft positiv. Viele berichten von einer deutlichen Reduktion der Anfallshäufigkeit und verbesserter Lebensqualität. Ein bekanntes Beispiel ist Charlotte Figi, deren Anfälle von 300 pro Woche auf 2-3 pro Monat reduziert wurden. Andere Patienten erleben moderate Verbesserungen oder keine Wirkung. Nebenwirkungen werden meist als mild beschrieben, können aber die Therapie beeinflussen.
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8. Fazit
Medizinisches Cannabis, insbesondere CBD, zeigt vielversprechende Ergebnisse in der Behandlung von Epilepsie. Studien belegen eine signifikante Reduktion der Anfallshäufigkeit, besonders bei therapieresistenten Formen.
Die Wirksamkeit variiert jedoch individuell, und nicht alle Patienten sprechen gleich gut auf die Behandlung an. Nebenwirkungen sind meist mild, aber Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen beachtet werden.
Trotz positiver Ergebnisse bleiben offene Fragen bezüglich der Langzeitwirkung und optimalen Dosierung. Cannabis ersetzt keine etablierten Therapien, kann aber eine wertvolle Ergänzung sein.
Die neuen rechtlichen Regelungen in Deutschland erleichtern den Zugang zu Cannabis-basierten Therapien, erfordern aber weiterhin eine sorgfältige ärztliche Begleitung. Weitere Forschung ist nötig, um das volle Potenzial von Cannabis in der Epilepsiebehandlung zu erschließen.
Quellen
Ärzte Zeitung. (2024). Wirkt Cannabis zuverlässig gegen Epilepsie?
avaay. (2025). Cannabis und Epilepsie: Der aktuelle Stand der Forschung.
Bundesgesundheitsministerium. (2019). Cannabis: Potenzial und Risiko. Eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme.
Caremed2. (2025). Wissenschaft/Studien - Cannabis.
Deutsche Epilepsievereinigung. (2020). CANNABIS-PRÄPARATE IN DER EPILEPSIE-BEHANDLUNG.
Europäische Kommission. (2019). Epidyolex, INN-cannabidiol.
Gelbe Liste. (2025). Cannabis und Cannabinoide in der Schmerztherapie.
GW Pharmaceuticals. (2020). Epidyolex (Cannabidiol) für die Behandlung von schweren Formen der Epilepsie.
Mayo Clinic. (2024). Cannabidiol (CBD) bei Epilepsie.
National Institute of Neurological Disorders and Stroke. (2024). Cannabis and Epilepsy.
Universitätsklinikum Freiburg. (2025). Epilepsie & Cannabis.